Was ist eigentlich Augenhöhe?
Am Samstag, den 5. März 2016, lud die Organisation Augenhöhe zum AugenhöheCamp in das Skydeck der DB Systel GmbH in Frankfurt am Main ein. Das Barcamp bot eine Plattform, um eigene Erfahrungen weiter zu geben, zu inspirieren und sich inspirieren zu lassen, vom jungen Personaler bis zum gestandenen Geschäftsführer – auf Augenhöhe.
Kann das funktionieren? Und gibt es überhaupt ein einheitliches Verständnis von Augenhöhe? Diesen Fragen sind wir auf dem Camp nachgegangen.
Bei den vielen spannenden Themen, die die Teilnehmer mit in den 30. Stock des DB-Gebäudes gebracht hatten, standen wir vor der Qual der Wahl. Zum Glück waren wir zu zweit und konnten uns aufteilen. Die aus unserer Sicht interessantesten Sessions schauen wir uns hier noch mal an:
> Wie entsteht die Wirklichkeit, die wir wollen?
> Blutige Nase bei demokratischer Dax-Transformation
> Kommt Macht von machen?
> Willkommen im Businesstheater
> Integration auf Augenhöhe
> Mehr Spiel(en) im Unternehmen?
> Was soll das alles?
Wie entsteht die Wirklichkeit, die wir wollen?
Wer selbst Einfluss auf Personen, ihr Handeln und auf sein gesamtes Umfeld ausüben möchte, muss Resonanz erzeugen – darin waren sich die Teilnehmer der Session einig. Gleich zwei Mal auf die Übersicht geschafft hat es die Notiz „Neue Begriffe“. Diese könnten bei der Beschreibung von Rollen in einer neuen Arbeitswelt tatsächlich nötig sein. Denn gibt es eigentlich noch einen Chef oder leitende Mitarbeiter, wenn alle auf Augenhöhe miteinander arbeiten?
Blutige Nase bei demokratischer Dax-Transformation
„Puh, was für ein Titel“, dachten wir zunächst. Aber der Besuch der Session hat sich gelohnt. Ansatz des Session-Hosts Heiko Fischer ist es, neue Führungskulturen Top-Down im Unternehmen einzuführen und trotzdem ein Zusammenarbeiten auf Augenhöhe anzustreben. Ein gewisses Maß an Radikalität lasse sich dabei nicht vermeiden, sodass man sich auch schon mal eine blutige Nase holen könne, verriet er. Ein interessanter Ansatz.
Kommt Macht von machen?
„Macht (in der neuen Welt) Wer hat sie? Was macht mächtig?“ hieß unsere nächste Session. Neben der eigentlichen Frage wurde viel über die Bedeutung des Wortes „Macht“ diskutiert. Was sagt der Begriff eigentlich aus, warum ist er in einigen Kulturen positiv, in anderen negativ besetzt und vor allem: Kommt Macht wirklich von machen? An dieser Stelle möchten wir gerne klären: Macht hat seine Herkunft tatsächlich nicht in dem Verb „machen“, sondern kommt vielmehr von „können“ und „vermögen“. Damit bestätigte sich auch die vorher diskutierte Annahme, dass ein ausgeprägter Gestaltungswille eine Voraussetzung für das Streben nach Macht ist. Mit einheitlichem Verständnis diskutierte es sich dann gleich viel leichter und auf Augenhöhe.
Willkommen im Businesstheater
Ausgangspunkt in der Session „Businesstheater / Körpersprache“ war die Frage wie man Menschen am wirkungsvollsten überzeugt. Zwar wurde der Mythos bedient, dass es dabei zu satten 93 Prozent auf die Körpersprache und nur zu sieben Prozent auf den Inhalt ankommt. Trotzdem konnten wir einige hilfreiche Tipps für den Alltag mitnehmen. Ob man mit einer ausgewogenen Stimme, einer bildreichen Sprache und einem angemessenen Abstand zu seinem Gegenüber mehr erreichen kann, überprüfen wir gerne selbst.
Integration auf Augenhöhe
Selbstbestimmung, Partizipation, Potentialentfaltung – wie können die Trends der neuen Arbeitswelt bei der Integration von Geflüchteten greifen? – kurz: „Integration auf Augenhöhe“, lautete das Thema, das wir auf das Barcamp mitgebracht haben. Dass die Session trotz einiger Interessenten in die Mittagspause geschoben wurde, fanden wir sehr schade und haben uns zwischendurch gefragt: Um wessen Augenhöhe geht es eigentlich? Auf dem Camp gab es dann noch eine Diskussion in sehr kleiner Runde – und von uns wird es bald mehr zu dem Thema geben.
Mehr Spiel(en) im Unternehmen?
Gute Frage! Aber welche Art von Spielen ist hier gemeint? Die Bandbreite ist groß und reicht von hochseriösen Unternehmensplanspielen über den Kicker im Pausenraum bis zu minutenkurzen Spielen, die ein Team einfach nur etwas lockerer machen sollen. Genau diese Spiele haben wir dann auch ausprobiert. Und wer mit einer „Wenn’s sein muss“-Einstellung in die Runde gekommen ist, fühlte sich nach Spielen wie „1, 2, Ananas“, dem „Whiskeymixer“ oder „gemeinsam malen“ definitiv beschwingt und – jetzt kommt’s – auf Augenhöhe mit den Mitspielern und mit Session-Host Laurenz Menzinger. Ob solche Spiele in Unternehmen tatsächlich zu einer Führungskultur auf Augenhöhe führen können, bleibt weiter offen. Ein Anfang sind sie allemal.
Was soll das alles?
Wir sind der Meinung, dass die Diskussion über das Zusammenarbeiten und -leben auf Augenhöhe eine Chance für eine gute Veränderung in der Arbeitswelt und in unserer Gesellschaft bietet.
Text: Vera Verhey